Ein letzter Blick auf einst stolze FDP-Leute

Ich hatte einen peinlichen Kurzbesuch auf einer FDP-Veranstaltung. Ursprünglich angekündigt war ein Auftritt von Philipp Rösler vor dem Kulturbahnhof, den ich aus gehöriger Entfernung hätte belauschen können aber der Platz war wohl für den Zweck etwas überdimensioniert. Nach kurzer Suche fand ich die Veranstaltung im Südflügel. Es war eine halbe Stunde vor Beginn der Show und der Saal leicht angefüllt mit langweiligen Mitbürgern und gelangweilten Stehtischen.

Meine Blicke spionierten was die Stehtische zu bieten hatten. Diese lagen voll mit blau-gelben Flyern, mehr aber auch nicht. Keine Kugelschreiber oder irgendetwas, was man irgendwie praktisch nutzen könnte. Nur blau-gelbe Flyer, die auch noch entsetzlich stinken, wenn man sie verbrennt. Manche Leute hielten Sektgläschen in den Händen, diese jedoch fest.

Ich fühlte mich sehr deplatziert, einmal sowiso und überhaupt und auch noch weil ich provokativ den Proleten raushängen ließ, in dreckigen Arbeitsklamotten aufzukreuzen.
Ich habe versucht auf die Schnelle ein paar Fotos zu schießen, die allesamt vermurkst sind, um schleunigst das Weite zu suchen,
aus diesem falschen Film.
Dass ihnen die Linken zu nah kommen, brauchen FDP-Leute nicht zu fürchten.

Die miese Fotoquali schönt übrigens das Elend.

Demokratie leben, Bibliotheken schließen

In Kassel gibt es am Sonntag einen Bürgerentscheid zur Erhaltung der Stadtteilbibliotheken. In Wahlplakaten machen Parteien auf die Wichtigkeit aufmerksam, den Bürgerentscheid zu nutzen. Wie hier auf den beiden Plakaten von Rot und Grün.

Man sieht, dass beide Plakate darauf hinweisen, das demokratische Mittel Bürgerentscheid zu nutzen. Natürlich steht bei beiden nichts von Bibliotheken geschrieben, nur von Verantwortung übernehmen und Demokratie leben. Das Plakat der SPD diktiert mit „Nein“ zu stimmen, während uns das grüne vornehm die Entscheidung selbst überlässt. Die Bürgerentscheidung für ein schuldenfreies Kassel. Wozu gleich nochmal sollten wir mit „NEIN“ stimmen, werte SPD? Ach ja, zum Erhalt der Stadtteilbibliotheken. Denn dieser glorreiche Einfall, die Stadtschulden dadurch zu minimieren indem Bibliotheken geschlossen werden, stammte von den Rot-Grün.
Die sich damit – und spätestens nach diesen Plakaten – disqualifiziert haben.

Unwählbar.

Zielsetzung: Ausgeglichener Haushalt im Jahr 2018

Der Witz vom kommunalen Schutzschirm

Schließung der Stadtteilbibliotheken und Neukonzeption der Schulbibliotheken
Verkauf des Gebäudes der Stadtteilbibliothek Bad Wilhelmshöhe
Aufgabe der städtischen Nutzung der Heinrich-Steul-Schule
Rückführung der Ausbildung auf den eigenen Bedarf

Nein, diese Sparmanahmen stammen von keiner Satireseite, sondern sind die realen geistigen Ergüsse der kasseler Stadtverordneten, zur Lösung des Überschuldungsproblems.
Auch wenn es sich wie ein Witz liest.

www.stadt-kassel.de/aktuelles/meldungen/18861/

Kostenfaktoren, wie den Flughafen Kassel-Calden, die einst größte Baustelle und nun überflüssigster Flughafen der Welt, sucht man in der Liste vergebens. An den Wirtschaftsaufschwung durch Mallorca Touristen glaubt die Stadt weiterhin. Nur die Idee, dass sich die Investition in Bildung lohnt, scheint völlig aus dem Blickfeld der Entscheidungsträger entflohen zu sein. Oder ihnen ist die Gefahr durch Bildung überbewusst.
In Kassel gibt es in genau einem Monat einen Bürgerentscheid zur Stadtbibliothek. Wobei ich am meisten darauf gespannt bin, wieviel Prozent für die Schließung stimmen.

Und ob überhaupt noch etwas zu retten wäre, mit einem solchen Rettunsschirm?

Sonneborns Gurkentruppe

Hochgradiger Deppenalarm, wenn ein sogenannter „Schlichter“ daherkommt, um da ein Problem zu schaffen, wo eben noch keins war. Dass irgendwas belohnt wird, bin ich sowieso nicht gewöhnt aber als Antwort auf bisheriges Engagement eins auf die Mütze zu kriegen, hat zumindest bei mir nicht den pädagogischen Effekt, mich zu weiterer Initiative zu motivieren. Wenn dann noch die Message von oben besagt, „Halts Maul, mach mit, wir brauchen jede Stimme“, dann weiß jeder der mich kennt, dass dies die völlig falsche Methode ist, um meine Unterstützung zu erschnorren. Viel mehr die, um brutalstmöglichstes Abstellen sämtlicher Unterstützung meinerseits zu erreichen.
Die Aussage, dass „Die Partei“ bestrebt ist, nichts über interne Streitereien nach außen dringen zu lassen, sollte unbedingt mit parteinterner Verschwiegenheit unter hörigen Mitgliedern gehandhabt werden, um einen freundlichen Tipp zu geben. Tunlichst zu vermeiden ist es hingegen, dies jemand auf die Nase binden, der sich in irgendeiner Weise journalistisch betätigt. Erst recht, wenn er den Anschein einer kritischen Haltung erweckte. Stattdessen wäre es angezeigt, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten weiterzubilden, um die Wirkungsweise des Streisand-Effekts zum Beispiel. Vielleicht auch, wie das mit dieser Bloggerpresse funktioniert.
Dass ich diese Steilvorlage nicht ungenutz lasse, werdet ihr verstehen, eine solche Chance ist zu selten.

Es bestätigt damit aber auch meine schon lang gehegte These, dass die Inhaltsüberwindung bei der Partei längst zum Prinzip geworden ist. Und zeigt damit deutlich auf, dass dieses bereits auf allen Ebenen geschehen ist und auch die Oberstübchen der Landesparteispitze nicht umgangen hat. Das beantwortet wiederum schlüssig meine Frage, nach den notwendigen Befähigungen der Funktionäre.
Der Verdacht auf Gurkentruppe hat sich somit bestätigt und zwar vollkommen. Aus dem sanften Anfangsverdacht des Gurkentruppentums, bei einer ungeschickt aufstrebenden Ortsgruppe, lies sich daraus nun die Allgemeingültigkeit dieser Tatsache für die gesamte Partei postulieren.
Die Frage, die ich mir ebenfalls schon lange stellte, wo denn eigentlich die Satire abgeblieben ist, konnte ich mir nun auch beantworten. Nein, sie ist nicht völlig auf der Strecke geblieben, sie hat sich nur verwandelt. Und zwar in eine Realsatire, bei der die FDP sehr schlechte Karten hat, da noch mithalten zu können. Die aber daraus vielleicht ein wenig Mut schöpfen könnte, als Deppenpartei nicht mehr ganz allein dazustehen.

„Wir sind gerne peinlich“, bekam ich zu hören. Ich hatte es bereits vermutet aber danke für das Interview. Mein Bedarf an Peinlichkeit ist allerdings durch die Blamage schon zur Genüge gedeckt, für die inhaltsentleerte Peinlichkeit im Billiganzug Werbung gemacht zu haben.
An der Erfolgsgeschichte der Partei, insbesondere der Kasseler Spezialabteilung, bin ich natürlich weiterhin interessiert.
Im Sinne von Neugier, versteht sich.

Angenehme Machtübernahme noch.
Und wehret den Inhalten.

Pressemeldung der PARTEI Kassel

Als Extrablatt im einheizradio, gibt es hier die erste öffentliche Veröffentlichung der Presseverlautbarung der Kasseler Partei, Die Partei:

In ihrer letzten Stammtisch-Sitzung in der Caricatura-Bar erörterte die PARTEI Kassel, die wirtschaftlichen Möglichkeiten für einen Aufschwung der Region. Nach Einvernehmen der Parteimitglieder, steht Nordhessen zu Unrecht in dem Ruf eines zurückgebliebenen Erdteils. In langen Diskussionen wurden die einzelnen Möglichkeiten erörtert, die Region sowohl wirtschaftlich zu fördern, als auch die Infrastruktur auszubauen. Das bislang ungenutzte Potenzial im regenerativen Energiesektor wurde ebenfalls angesprochen.

Kassel hat sich der Sonne zugewandt. Die Firma SMA (welche ein Bauteil für die Solarindustrie produziert) hat sich zu einem großen Wirtschaftsunternehmen entwickelt. Allerdings sind dank Änderung der Solarförderung, nun Arbeitnehmer aus der Produktion frei geworden, um für weitere Wirtschaftsunternehmen zur Verfügung stehen.
Die Sonne ist nicht immer und überall da, wie die meisten von uns schon bemerkt haben dürften. Die Solarkapazität unterliegt Schwankungen, deshalb benötigen wir dringend zur Redundanz im Energiesektor den Ausbau der Nutzung weiterer Energieressourcen.

Wir plädieren für
WINDKRAFT

Windenergie wird in den Landkreisen um Kassel produziert, die unmittelbare Umgebung der Stadt blieb jedoch bislang ungenutzt. Die PARTEI Kassel wird ein Konzept erarbeiten, für einen Windpark am Herkules. Dies wird ins Wahlprogramm aufgenommen.
Die besten Ergebnisse für Wind wurden auf dem Golfplatz zwischen Abschlag und Loch 1 gefunden. Präzise Messungen stehen noch aus.

Wir setzen uns ein für
ARBEITSPLÄTZE

Wohlstand und soziale Sicherheit benötigt sichere Arbeitsplätze. Diese Arbeitsplätze wiederum sind abhängig von einer sicheren Auftragslage.
Die PARTEI Kassel hat sich zum Ziel gesetzt die Arbeitsplätze in wirtschaftlichen Unternehmen der Region zu sichern und zu verbessern.
Zu diesem Zweck wird Die PARTEI Kontakte mit dem Ausland knüpfen und sich um Kooperation bemühen. Staaten wie Weißrußland liegen nahe aber auch mit China werden wir verhandeln. Die PARTEI hat sich zum Ziel gesetzt, der chinesischen Staatsführung die Vorteile der deutschen Panzerproduktion nahezubringen und einen Auftrag zu erwirken. Ein Auftrag für 12000 Panzer nach China würde der Region Wohlstand und Sicherheit auf längere Zeit bringen.
Die Partei Kassel wird sich um internationale Kontakte bemühen und nimmt die Arbeitsplatzsicherung in ihr Wahlprogramm auf.

Wir schaffen
INFRASTRUKTUR

Kassel liegt in der Mitte von Deutschland und damit in der Mitte von Europa. Dennoch hat Kassel bislang den Eindruck einer abgelegenen Region vermittelt. Dies liegt unter Anderem an der bislang unzureichend ausgebauten Infrastruktur. Der Flughafen Kassel befindet sich in Bau und wird nach der Vollendung jährlich eine halbe Million Besucher nach Kassel bringen. Der Güterverkehr erfolgt aber nach wie vor zu einem großen Teil auf dem wirtschaftlich unsicheren und langsamen Schienenweg. Das Lebenswerk von Roland Koch, der Ausbau der Autobahn A44, geht leider sehr schleppend voran und wird uns auch in naher Zukunft noch nicht zur Verfügung stehen. Die PARTEI sieht weitere Wege. Neben Bahnhof-, Flughafen- und Autobahnbau wurde bisher vernachlässigt, dass Kassel über einen Hafen verfügt. Der sich allerdings in einem geradezu sträflich vernachlässigten Zustand befindet. Bislang nur von Yachtbesitzern und der Wasserschutzpolizei genutzt, birgt der Hafen großes Potenzial für den Gütertransport. In Bezug auf die Auslieferung von Panzern und anderen regionalen Produkten, kann ein großer Teil der Transporte auf dem energieeffizienten Wasserweg erfolgen. Deswegen plädiert die Partei Kassel für den Ausbau des Frachthafens und nimmt den Hafenausbau ins Wahlprogramm auf.

In weiteren Gesprächen wurde das Problem angesprochen, dass die aktiven kasseler Mitglieder, noch immer nicht über funktionsfähige Partei-Anzüge verfügen. Dieses Defizit gilt es auszugleichen. Die Fotoagentur für den Aufzug der Partei im Anzug wurde bereits angesprochen und steht zur Verfügung. Wir werden ein gutes Bild machen.

Zum aktuellen Skandal um künstlerisch wertvoll beklebte Geschwindigkeitsmessgeräte in Kassel, sagt die PARTEI Kassel folgendes:
„Die Überarbeitung der Oberfläche der Blitzgeräte fällt in den Bereich Kunst. Und muss deshalb nach Kriterien von Kunst- und Meinungsfreiheit betrachtet werden. Solange die Sicherheit der Bürger nicht beeinträchtigt wird, sieht die PARTEI Kassel in der Oberflächengestaltung keinen Strafbestand.“

Wir bekennen uns zur
KUNST

Die PARTEI Kassel

Anmerkung an nachgesetzter Stelle. Die PARTEI Kassel bittet um Mithilfe bei der Beschaffung von Anzügen und Windmessgeräten.

Ich darf euch auch die nächste Sendung ans Herz legen, die morgen 23 Uhr auf FRK über UKW und Livestream geht. Wo u. A. die Argumente dafür gebracht werden, warum Minderheitendiffamierung nicht abgeschafft werden darf.