Noch nie war das Ziel einer Sendung so schnell erreicht. Der Anspruch war, dem amtierenden Verteidigungsminister endlich zum Rücktritt zu bewegen und schon einen halben Tag später gab er diesen bekannt. Obwohl mir persönlich ein Freitod des Ministers von adeliger Herkunft lieber gewesen wäre, was ich ihm auch bereits nahe legte. Der Adelsstand ist in Rücktritten unerfahren. In früheren Zeiten wurden die Adeligen zuweilen auf diese Weise aus ihren Ämtern entlassen, indem der Kopf vom Rumpf getrennt wurde.
Vielen, die sich über den unrechtmäßigen juristischen Doktortitel aufregen, ist möglicherweise die Kunduz-Affäre etwas in Vergessenheit geraten.
FRK 23.00 am 28.02.11 Ein Doktor kommt selten von allein aber bis er erst wieder weg geht…
Beim Luftangriff bei Kunduz am 4. September 2009 wurden nahe der Stadt Kunduz im Norden Afghanistans zwei von Taliban gestohlene Tanklastwagen und die in nächster Nähe befindlichen Menschen bombardiert. Ein Offizier der bei Kunduz stationierten Bundeswehreinheit forderte den Bombenabwurf mit teilweise falschen Angaben an. Durch den Angriff wurden nach Nato-Einschätzung bis zu 142 Menschen, darunter viele Zivilisten, getötet und weitere verletzt, was die bisher mit Abstand größte Zahl von Opfern durch einen Einsatz sowohl in der Geschichte der Bundeswehr und als auch durch andere Kräfte der ISAF bedeutet.
Der Tag des Amtsantritts des Verteidigungsministers Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg fiel mit dem Datum überein, an dem der Untersuchungsbericht der ISAF im Ministerium eintraf. Das Wirken des damals amtierenden Verteidigungsministers, in dieser Affäre hätte diesen – sofern er an Ehrgefühl leiden würde – bereits zum Rücktritt bewegen müssen. Guttenberg äußerte zunächst, dieser Angriff wäre militärisch angemessen gewesen, obwohl der Bericht diesem bereits widersprach. Später änderte er seine Meinung und gab bekannt, der Angriff wäre militärisch nicht angemessen gewesen. Die Affäre endete seitens Guttenbergs damit, dass er die Oppositionspolitiker angriff, weil diese ihm den Rücktritt nahelegten.
Mit dem nun erfolgten Rücktritt des Doktors per Raubkopie verlor Deutschland den bestfrisiertesten Minister aller Zeiten.
Auf zu neuen Zielen.
Konservative Politiker sind weitestgehend rücktrittsresistent. Während SPD-Minister wegen vergleichweise banalen Kleinigkeiten zurücktreten, kleben die Schwarzen auf ihren Sitzen, als wären sie darauf genagelt.
Dennoch gab es einen Rücktritt in Verbindung mit der Kunduz-Affäre. Der vorherige Verteidigungsminister Franz Josef Jung, während dessen Amtszeit der Kunduz Vorfall passierte, trat am 27. November 2009 von seiner Funktion als Arbeitsminister zurück.
Und gab damit einen Arbeitsplatz frei.
Sie rief mir worte ins Gesicht,
Und hat sich tief verbeugt
Die damalige Familienmininsterin Ursula von der Leyen, die sich bereits einem Namen als „Zensurursula“ erarbeitet hatte, befand sich auf dem Höhepunkt der Unbeliebtheit ihrer Karriere als Familienministerin, als sie Indizierung des Rammstein Albums „Liebe ist für alle da“, bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien initiierte. Die Indizierung dieses Albums machte eine Menge Leute wütend, die genauso gebärfreudige wie unter Kontrollzwang leidende Ministerin lief Gefahr, dass sich der Unmut über sie in großen Massenansammlungen entläd. Zum Beispiel auf dem Jubiläumskonzert von Rammstein bei Rock am Ring.
Praktischerweise wurde ein alternativer Arbeitsplatz frei. Die Familienministerin wurde Arbeitsministerin. Ich persönlich war über diese Umsetzung erfreut, wähnte ich sie doch damit auf der Abschussposition. Umso mehr verwundert mich die unmögliche Tatsache, dass sie immer noch auf diesem fehlbesetzten Posten harrt.
Ursula von der Leyen meldete das Album zur Prüfung auf Jugendgefährdung bei der Bundesprüfstelle, aufgrund eines Songtextes (Ich tu dir weh) sowie wegen eines Bildes im Booklet. Siehe oben.
Ursula von der Leyen sah in dem Lied „Ich tu dir weh“ und obigem Bild Befürwortung von Gewalt im sexuellen Kontext. Was Rückschlüsse auf die Sichtweise und sexuellen Neigungen der Ministerin zulässt. Warum dieses eine Bild indiziert wurde und nicht die Darstellung nackter Frauen die von Herren in feinen Anzügen Körperteile abgehackt bekommen, lässt auf einen Zusammenhang zu ihrer Medizinerkarriere schlussfolgern. Diese nicht zensierten Bilder beinhalten laut Bundesprüfstelle eine künstlerische Stilistik, welche zu tolerieren wäre. (Höre Sendung von 12. 4. 2010) Wer sich ein wenig mit der Geschichte der Medizin befasst wird feststellen, dass Bilder dieser Stilistik häufig in Zusammenhang mit dem Wirken von Ärzten in der Vergangenheit in Medizinbüchern auftauchen, als Ärzte noch zum Studium der menschlichen Anatomie Leichen von Friedhöfen stahlen und diese sezierten.
Hätte man Schülern im DDR Kunstunterricht die Frage gestellt: „Was seht ihr in diesem Bild?“, dann hätten die Schüler zu oben abgebildeten Kunstwerk wahrscheinlich referiert: „Eine weibliche Person kriegt kräftig den Arsch voll, der Künstler hat aber offen gelassen, um welche Person es sich genau handelt.“
Das Lied „Ich tu dir weh“ kann derjenige, der im Stande ist poetische Texte auszulegen, als die Beschreibung der ohnmächtigen Situation erkennen, jemand ausgeliefert zu sein, der dem Opfer weh tut, in dem Glauben ihm Gutes zu tun. Und darin eine versteckt Kritik an der Allmacht der Mediziner, sowie deren mitunter sehr zweifelhaften Methoden sehen.
Eine Gewaltdarstellung im sexuellen Kontext ist darin nicht zu erkennen. Und lässt Rückschlüsse auf den Betrachter zu, der darin einen sexuellen Kontext zu erkennen meint. Wie unsere dominante Ministerin Ursula von der Leyen.
Was die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien anbetrifft, so hätte diese genügend Gelegenheit gehabt, sich über die Band bzw. das Kunstprojekt Rammstein schlau zu machen. Zumal die vorherigen Alben von Rammstein knapp an der Indizierung vorbeigeschlittert sind. Die Bundesprüfstelle hätte sich informieren können über die Herkunft der Rammstein Musiker und die Punkband Feeling B, aus der Rammstein entstand. Die als Spaßband das DDR System und deren Zensurpraktik erfolgreich bekämpfte.
Die Experten des Zwölfergremiums hätten bei genauer Betrachtung des Albums die zahlreichen Verweise auf andere Künstler und klassische Werke erkennen können, was die „LIFAD“ zu einem Kunstwerk der Sonderklasse machte.
Zumindest aber müsste es der Prüfstelle ins Auge gefallen sein, dass bereits ein Lied direkt auf das Thema Zensur hinweist.
B*********
Stimmen flüstern hinter dem Gesicht
Die da sagen, die da sagen
Tu‘ das nicht, lass das sein
Fass‘ das nicht an, sag‘ einfach nein
B******** hol‘ ich mir
B******** hol‘ ich mir