Ich habe wieder etwas auf Wikipedia gestöbert, um euch das faszinierende Phänonem „Cargo-Kult“ nahezubringen. Aber auch diese lustige Sache hat ernste Hintergründe und hat etwas mit Eroberung und Ausbeutung der Kolonien zu tun.
„Die Bildung von Kolonien war und ist ein wesentliches Instrument der Machtausdehnung imperialistischer Staaten.“
Der Vorgang war immer der Gleiche: die Rohstoffe der Kolonien wurden wurden ausgebeutet, mittels der ausgebeuteten Arbeitskraft der Einheimischen, unter Verwendung westlicher Technolologie und Ideologie. Vielleicht verdeutlicht uns dies den Unterschied zwischen Technologietransport und Technologietransfer.
„Als die koloniale Ausbeutung des Bodens und der Bewohner durch europäische Unternehmen begann, konnten viele Indigene nichts mit den mitgebrachten Technologien und Werkzeugen, z. B. für die Verarbeitung von Tonnen von Kopra, anfangen. Woher die neuen Dinge stammten, konnten sie sich nicht erklären und schrieben ihnen eine göttliche Herkunft zu.“
Das kommt davon, wenn man Technologie benutzt, um auszubeuten und die eigene Vormachtstellung zu behaupten. Da ihnen niemand das Know How erklärte, konstruierten die Inselbewohner seltsame Zusammenhänge und kuriose funktionsbefreite Nachahmungen technischer Konstruktionen der Kolonisten. Wenngleich niemand sagen kann, zurückgebliebene Inselbewohner wären nicht auf richtige Schlussfolgerungen gekommen.
Die westlichen Menschen führten aus, Reichtum entstehe aus Arbeit und komme auf die Inseln, wenn die Bewohner nur hart genug arbeiteten. Die Kultausübenden beobachteten jedoch, dass die Inselbewohner in den Missionen und den Lagern die härteste Arbeit erledigen mussten, aber den geringsten Teil der Waren erhielten. Westliche Versuche, den Cargo-Kult zu untergraben, indem Führern die Produktion der Güter in Fabriken vorgeführt wurde, scheiterten aus denselben Gründen, da auch hier klar zu erkennen war, dass die Oberschicht der Gesellschaft keineswegs identisch mit den hart Arbeitenden in den Fabriken war.
Mittlerweile hat sich moderne Technologie über den ganzen Globus verbreitet. Der Cargo-Kult verbreitete sich aber auch und hielt Einzug in die aufgeklärte Gesellschaft der imperialistischen Staaten.
Zeitweilig wird im Englischen Sprachraum der Ausdruck „Cargo-Kult“ für eine Gruppe verwendet, die sich durch die oberflächliche Nachahmung äußerlicher Handlungsweisen erfolgreicher Menschen Reichtum und Ansehen versprechen.
Eine Spielart des Cargo-Kultes ist es, wenn sich Menschen in Anzüge kleiden und anschließend für Politiker halten.